Gisaeng – Koreas Geisha

Der Vergleich zwischen der Gisaeng und der Geisha ist eigentlich überzogen, da man gleich vorweg nehmen sollte, dass sie auch für Liebesdienste zur Verfügung stand. Auf der anderen Seite gibt es kaum ein Pendant, das so zutreffend ist. So haben diese beiden Damen am Ende mehr Gemeinsamkeiten, als es Unterschiede gibt.

Gisaengs – oft auch als Kisaeng transkribiert – waren teils sehr junge Mädchen, die im Palast für Unterhaltung zu sorgen hatten. Sie erreichten zwischen 16 und 17 Jahren den Höhepunkt ihrer Karriere, um das Alter von 22 Jahren herum gaben die meisten ihre Karriere auf. Es gab daher viele Trainingsinstitute, bei denen die Mädchen im Alter von acht Jahren ausgebildet wurden. Wer es schaffte, seinen Beruf länger fortzuführen, musste mit 50 in den Zwangsruhestand treten.

Sie tanzten, spielten Musik oder trugen Gedichter vor. Später wohnten sie auch Trinkgelagen der oberen Gesellschaftsschicht bei und boten hier dieselben Dienstleistungen an. Wann genau die Gisaeng ihren Ursprung gefunden hat, ist heute unklar. Rund um das 11. Jahrhundert gibt es aber viele Aufzeichnungen mit solchen Frauen. In Nordkorea wird sie als Kippumjo noch heute ausgebildet und untersteht dort den hochrangigsten politischen Funktionären.

Gisaeng-1910
Eine Gisaeng bei einer Teezeremonie im Jahr 1910

Ohne dass es eine tiefere Bedeutung hatte, wurde die Gisaeng früher oft auch Ginyeo genannt. Gi stand in der Goryeo-Dynastie für Frauen, die Musik und Tänze im feierlichen Rahmen verbreiteten.

Zur Joseon-Zeit erfolgte eine Trennung von privaten und behördlichen Gisaengs. Es gab eine eigene Behörde in der Hauptstadt, die sich in erster Linie mit ihrer Ausbildung auseinandersetzte. Doch mit der Zeit wurden beide immer weniger voneinander getrennt. Später stand die Gisaeng weitestgehend für ein Mädchen, das leicht zu haben war – und zwar für Jedermann. Zu jener Zeit nutzte Man Begriffe für sie, wie „Weide auf der Straße“ oder auch „Blume unter der Mauer“, da dies implizierte, dass man sie einfach „im Vorbeigehen“ pflücken konnte. Was einst ein Ausdruck von Kultur und Unterhaltung war, verlor seinen Glanz und wirkte zunehmend abgenutzt.

Wo liegen die größten Unterschiede zur Geisha?

Im Gegensatz zu Geisha hatte die Gisaeng eine sehr strenge Hierarchie, die in drei Ränge unterteilt war.

Gisaeng-nachkoloriert
Ein farbkorrigiertes Foto eines Kisaeng, das wahrscheinlich im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert aufgenommen wurde.
  • Haengsu waren die höchsten und wurden in einem Gyobang trainiert. Sie konnten daher für den königlichen Hof auftreten und die kompliziertesten Tänze und Lieder aufführen, durften ihre Klienten selbst auswählen und ablehnen und wurden schließlich dafür ausgewählt, Gibangs zu leiten und die Ausbildung von neuen Gisaengs zu überwachen.
  • Seonsang bildeten den mittleren Rang, nachdem sie ebenso in einem Gyobang ausgebildet wurden. Sie durften allerdings normalerweise als Helferinnen für die Haengsu eingesetzt werden.
  • Samsu war der niedrigste Rang, da sie wahrscheinlich keine Ausbildung in einem Gyobang erhielten und nicht die gleichen Lieder und Tänze wie Haengsu spielen durften.

Gisaengs, dieRegierungsposten zugewiesen wurden (z. B. in Amtsämtern oder auf einer Militärbasis), erhielten eine völlig separate Bezeichnung: Gwangi. Zusätzlich fungierte sie auch als Sekretärin und Haushälterin für die Beamten auf ihren Posten.

Während der späten Joseon-Ära wurden Gisaengs in Gemälden in romantischen Begegnungen populär dargestellt. Beliebt waren auch Geschichten über Kisaeng-Romanzen, obwohl beide Dinge maßgeblich für ihre spätere Verbindung mit der Prostitution verantwortlich waren.

Gisaeng-Gemälde

Trotz allem war es ihnen nicht erlaubt, die Prostitution als Dienstleistung anzubieten. Sie hatten einen Ruf, dass sie für Liebschaften zur Verfügung standen, doch nie ging es dabei um Geld.

Man muss wissen, dass in Korea die Prostitutiton vor den 1870er Jahren gar nicht als organisierter Beruf existierte, es wäre jedoch gelogen, würde man sagen, dass es gar nicht vorhanden war. Rein aus neokonfuzianischen Idealen ist es bereits ein Ding der Unmöglichkeit, so etwas zuzulassen. Ein Beruf, der in Korea auch heute noch illegal ist, mehr dazu erklären wir euch im Artikel über die Sexualität in Korea.

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Überlieferungen zufolge wurden sexuelle Dienste nur von der Samsu, also dem niedersten Rank angeboten. Und wohl auch nur in ländlichen Gegenden, wo die Zahl der Bewohner überschaubar war.

Gisaeng wurden übrigens auch im Schwerttanz ausgebildet, im nachfolgenden Gemälde wurde das auch abgebildet.

Gisaeng-Schwerttanz

Welche Gemeinsamkeiten haben Geisha und Gisaeng?

  • Beide waren sie dazu da, um zu unterhalten. Sie traten während Teezeremonien auf, lesten und schrieben Poesie, tanzten und spielten Instrumente.
  • In beiden Fällen begann das Training in der Regel schon sehr früh in der Kindheit.
  • Das Aussehen von beiden war von aktuellen Schönheitstrends und ihren eigenen Kulturgegebenheiten bestimmt.

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