#MeToo erreicht Südkorea

Bereits Ende Februar waren die ersten Anzeichen dafür zu erkennen, dass das #MeToo Movement nun auch Südkorea erreicht hat. Immer mehr Vorwürfe gegen Männer in hohen Positionen wurden hierbei geäußert und nun gibt es die ersten Todesfälle im Zusammenhang damit. Nachfolgend die wichtigsten Ereignisse, seit sich auch in Südkorea die Äußerungen dazu immer stärker häufen.

Lee Hyunju, ein Regisseur, der bedeutende Awards mit Filmen, wie Our Love Story gewonnen hatte, wurde von einer Kollegin beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Dies war der erste Fall, der an die Öffentlichkeit gedrungen ist und hier großes Aufsehen erregte. Bereits kurze Zeit später gab Lee seine Handlungen zu, entschuldigte sich bei der Öffentlichkeit und auch dem Opfer und zog sich aus dem Filmgeschäft zurück.

Die Amtsanwältin Seo Jihyeon berichtete in einem TV-Interview davon, dass sie von einem Senior Anwalt bei einer Beerdigung im Jahr 2010 unsittlich berührt worden war. Sie gab dies allerdings in ihrer Arbeitsstelle bekannt und wurde daraufhin fünf Jahre später versetzt. Grund für die Verzögerung war dabei vermutlich, dass sie davor zu hohe Schamgefühle hatte, sich mitzuteilen. Der betroffene Anwalt äußerte sich hierzu ebenfalls und wies zunächst alle Schuldvorwürfe gegen sich. Dies ist der bislang prominenteste Fall der #MeToo Bewegung in Korea.

Erst heute wurde dafür bestätigt, dass ein beschuldigter Professor der Hankuk Universität Selbstmord begangen hat. Vergangenen Mittwoch wurde er von mehreren Schülerinnen beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Die Vorwürfe wurden von einer der Betroffenen über Facebook ins Rollen gebracht, in dem sie detaillierte Gespräche mit ihm veröffentlichte. Unter anderem soll er sie gefragt haben, ob sie bereits einmal jemanden geküsst habe. Auch eine eingehende Erklärung dazu, wie Sex funktioniert, soll er während einer Einzelunterrichtsstunde gegeben haben.

Wut über Selbstmord schlägt nun dem Opfer entgegen

Es ist in Korea besonders schwierig, mit einer Situation umzugehen, in der man den eigenen Namen in ein negatives Licht gerückt hat. Der Professor erhängte sich aufgrund des steigenden Drucks und hinterließ eine Abschiedsnachricht, in der er sich bei seiner Frau für seine Taten entschuldigte.

Diese Entwicklungen schlagen nun vor allem dem ursprünglichen Opfer entgegen. Immer mehr Vorwürfe ihr gegenüber werden laut, weshalb sie nicht etwa zur Polizei gegangen ist, anstatt dies auf Facebook breitzutreten. Diese verbalen Angriffe gehen sogar so weit, dass ihr gegenüber Schuld am Tod des Professors ausgesprochen wird.

Nicht der erste Fall, aber seit #MeToo häufen sich Aussagen

Generell herrscht in Südkorea ein starkes Tabu vor, wenn es darum geht, über solche Taten zu sprechen. Es ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch ein langsames Tempo, in dem sich die Bewegung hier entwickelt. Dennoch ist es nicht das erste Mal, dass ein solcher Fall in den koreanischen Medien landet.

2009 – lange vor der #MeToo Bewegung – sah sich eine Schauspielerin so stark in die Verzweiflung getrieben, dass ein Selbstmord als einziger Ausweg für sie schien. Jang Jyeon – bekannt aus Boys Over Flowers – nahm sich in diesem Jahr das Leben, da sie verschiedenen Personen mit hohme Einfluss in der Entertainmentbranche sexuelle Gefälligkeiten leisten musste. Informationen hierzu hinterließ sie in ihrem Abschiedbrief.


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