Die Ahnenriten der königlichen Familie
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In Seoul liegt der Jongmyo-Schrein, er ist das Ahnenmausoleum der königlichen Familie. In diesem werden die Totentafeln aller Könige und Königinnen der Joseon-Dynastie aufbewahrt.

Der Schrein ist von Januar bis Dezember für Touristen geöffnet. Es gibt jedoch Zeiträume, in denen die Öffnungszeiten variieren. Mehr erfährt man hier.

Die Ahnengedenkfeier findet seit 500 Jahren in ihrer Urform statt. Die Rituale werden von passender Musik begleitet. Die Instrumente sind nobel und ihr Klang unterstreicht den feierlichen Anlass. Diese Begleitmusik ist Koreas wichtigstes geistiges Kulturgut. Sie steht auch auf der Liste des geistigen Weltkulturerbes von UNESCO.

Das Ahnenmausoleum Jongmyo

Das Ahnenmausoleum gab es schon zur Zeit der Drei Königreiche.

Unter König Sejong in der Joseon-Dynastie wurden die Feierlichkeiten für die vergangenen Könige insofern vertieft, dass er die Gesamtheit der Musik und Tänze für Jongmyo Jeryeak hervorbrachte. Während jener Dynastie wurden 519 Jahre lang eine fünffache Zeremonie veranstaltet. Diese Rituale wurden von der Zeit der japanischen Besatzung unterbrochen.

Die koreanische Regierung hat zwölf Jahre nach der Befreiung die Rituale zum geistigen Kulturerbe ernannt und das Ganze auch finanziell unterstützt.

Jongmyo-Schrein
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Immer am ersten Sonntag im Mai findet die königliche Ahnengedenkfeier statt.

Die Geschichte von Jongmyo

Die Geschichte beginnt im Jahr 1395, als das Ahnenmausoleum in Hanyang, dem heutigen Seoul, erbaut wurde. Im Hauptpalast ruhen die Seelen 49 Verstorbenen und im Nebenpalast ruhen die Seelen 34 Verstorbener.

Die Totentafeln der bisherigen Könige sind im Mausoleum eingeschlossen, was es zu einem Schrein macht.

Alles beginnt damit, dass die verstorbenen Seelen gerufen werden. Zu den Riten gehören wertvolle Opfergaben und eine edle Tracht. Die Geister dürfen als einzige durch das Südtor des Hauptpalastes treten. Mehr über die Festung Hanseong und deren acht Tore könnt ihr übrigens hier lesen.

Nun treten 35 Könige, 48 Königinnen und 83 treue Untertanen langsam ein. Die heiligen Seelen erwachen im Mausoleum, von König Mokjo bis König Sunjo.

Danach kommt der Abschnitt mit den Opfergaben. Männer, in schwarzen Roben, farbenprächtigen Schürzen und Hüten gekleidet, bringen Speisen und Trank als Opfer für die Könige Koreas von 1302 bis 1910. Dazu gibt es die traditionelle Begleitmusik.

Jetzt kommen junge Frauen in purpurroten Gewändern ins Spiel. Sie bilden ein perfektes Quadrat von 8 x 8 Reihen. Sie wiegen sich hin und her und heben leicht den Fuß, der in schwarzem Filz steckt und verbeugen sich dabei leicht. Sie wenden sich nach Osten, Westen und Norden. Je nach Abschnitt des Tanzes tragen die Damen eine rote oder schwarze Kappe.

Die verschiedenen Tänze

Es gibt militärische Tänze, wo eine Axt symbolisch gegen Schilde aus Holz geführt wird.

Bei den zivilen Tänzen werden Flöten hin und her geschwenkt. Geschmückt sind sie mit einem Drachenkopf und Fasanenfedern.

Der Illmu Tanz bietet Wiederholungen und kontrollierte Bewegungen, die für Demut und Ehrdarbietung stehen. Ein Orchester begleitet den Tanz. Die Musiker sind in Rot gekleidet und beherrschen die hohe Kunst exotische Klänge aus alten Musikinstrumenten zu locken. Auch das Cherye-ak ist ein Schauspiel, das mit viel Farbe überzeugt, mehrmals im Jahr stattfindet und einen ganzen Tag dauert.

Näheres zu den stattfindenden Riten

Früher wurden Kühe, Schweine, Ziegen, herrliche Früchte, Honig und Getreide in edlem Porzellan geopfert. Selbst die moderne, verkürzte Zeremonie lässt den Prunk des konfuzianistisch geprägten Joseon-Reiches erleben.

Bei den Ritualen kommen bis zu neunzehn klassische koreanische und chinesische Instrumente zum Einsatz. Dazu gehören:

  • Blas- und Saiteninstrumente
  • Bronzeglocken
  • Trommeln
  • Perkussionsinstrumente
  • steinerne Windspiele

Es gibt zwei Orchester, die antiphonal spielen, das Terrassenorchester auf dem Vorplatz und das Orchester auf dem Innenhof des Platzes. Auf dem Vorplatz spielen 36 Musiker und im Hof 72 Musiker. Die genaue Musik ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich richtet sich die Musik, welche die verstorbenen Könige zu ihren Lebzeiten gerne gehört haben.

Die Lieder sollen eine Einladung an die Ahnen sein, von Himmel auf die Erde hinabzusteigen und ihre Nachfahren zu segnen. Die Lieder loben die Leistungen der alten Könige. Während der Musik wird jedem Geist dreimal Wein aus einem Messinggefäß angeboten. Jeder Geist wird persönlich angerufen, bevor er den Wein angeboten bekommt.

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Diese Riten werden fünfmal im Jahr für die Geister der Könige in Chongjon abgehalten, die Geister der Könige in Yongnyongjon werden zweimal im Jahr gefeiert. Der Schrein und die Rituale sind die ältesten und authentischsten erhaltenen.


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