Sexualität in Korea

Korea ist wahrlich ein paradoxes Land, wenn es um das Thema der Sexualität geht. Einerseits ist man hier so konservativ, dass ein Mann eine Frau nicht einmal an der Schulter berührt, solange sie sich nicht mindestens als gute Bekannte nahestehen und andererseits gibt es einen Park voller Sexstatuen und Automaten mit Kondomen oder Sexspielzeug unter freiem Himmel.

Auch die Prostitution ist in Korea vorhanden; und das in einem nicht einmal so geringen Maße. Die – ich nenne es jetzt einmal so – Hauptproblematik dabei liegt im Verständnis darüber, was Sex überhaupt bedeutet. Es ist in Korea nicht etwa ein Ausdruck der Romantik, wie es in vielen westlichen Ländern der Fall ist. Stattdessen geht es dabei oft nur um die Befriedigung männlicher Bedürfnisse.

Obwohl Sex zumindest in gewissen Abschnitten ganz omnipräsent ist, bleibt Südkorea nach wie vor prüde, was das angeht. Es wird nicht einfach offen darüber gesprochen. Männer sind hier zumeist genauso schüchtern, wie die Damen und nur selten äußert sich das weibliche Volk dazu, ob und welche Bedürfnisse sie denn haben. In einer Beziehung sieht das mittlerweile schon anders aus, zumindest in jener jüngerer Generationen. Trotz allem wird oft noch darauf gewartet, dass der Mann den ersten Schritt macht. Viele Interviews mit auch der jüngeren Generation zeigen hier ein fast schon eindeutiges Ergebnis. Koreanerinnen sind nach wie vor so konservativ, wie es das starke Geschlecht ist.

Aufklärung, Beziehungsleben, Erstes Mal

Die konservative Lebensweisheit rührt von den konfuzianistischen Werten, mit denen die südkoreanische Gesellschaft nach wie vor stark verwurzelt ist. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel – wie überall auf der Welt – aber im Grunde lässt sich der Durchschnitt in einigen gewissen Statistiken zusammenfassen.

Die Aufklärung in Korea

Den Eltern ist es nicht selten unangenehm, mit ihren Kindern über die Sexualität zu sprechen. Auch während der Schulzeit sieht es hier eher karg aus, einen klassischen Sexualkundeunterricht gibt es nicht. Denn koreaweit weigern sich noch heute die meisten Lehrer, das von der Regierung entwickelte Lehrprogramm aus diesem Bereich in ihren Unterricht zu integrieren. Stattdessen vermitteln sie den Schülern die konfuzianistischen Geschlechterrollen.

Als relevante Informationsquellen für Sexualthemen dienen TV, Internet und Jeju Island. Im Fernsehen gibt es eine eigene Aufklärungssendung, die national eine hohe Beliebtheit genießt. Frisch vermählte Pärchen zieht es in den Flitterwochen direkt nach Jeju-do, wo sie das Love Land besuchen – ein Themenpark, der rein der Aufklärung dient.

Wann haben Koreaner ihr erstes Mal?

Es ist nicht ganz klar, inwieweit hier Unterschiede zwischen Stadt und Land bestehen, aber es ist im Grunde davon auszugehen, dass man am Land noch um einiges konservativer ist, als direkt in Seoul, Busan & Co. Obwohl es den Eltern wohl lieber wäre, dass ihre Kinder nicht vor der Ehe Sex haben, ist das für die meisten Jugendlichen kein Problem, wenn man sich ein wenig umhört. Hierbei geht es aber auch nicht darum, dass sich der künftige Ehemann um jeden Preis eine Jungfrau erwartet. Es geht dabei rein um die Möglichkeit für die Eltern, sich vor der Aufklärung zu drücken und das dann in den Flitterwochen durch Jeju Island’s Love Land regeln zu lassen.

Korea und der schräge Phallus-Kult

Der Phallus-Kult ist tatsächlich ein Thema, das im großasiatischen Raum eine hohe Bedeutung hat. Während es immer mehr abebbt, Figuren oder Statuen in Form des männlichen Geschlechtsteils zu verehren, gibt es gewisse Gebiete in Korea, in denen das noch aktiv verfolgt wird. Vor allem am Land beten Mütter an solchen Statuen darum, einen Sohn zu gebären.

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picture credit: Jirka Matousek

Beschneidung der Jungen

Koreaner werden im Alter von rund zwölf Jahren beschnitten. Bereits seit den 1950er Jahren empfehlen Ärzte diesen Schritt, weil es angeblich vor allem schützt, was mit dieser Körperregion passieren könnte. Ob das nun Krebs, häufige Blasenentzündungen, vorzeitigen Samenerguss oder gar völlige Impotenz betrifft. Tatsächlich gilt die Beschneidung in Korea als fortschrittlich.

Welche Verhütung ist in Korea üblich?

In Korea gilt das Prinzip, dass um hormonelle Verhütungsmittel ein hoher Bogen gemacht wird. Die Pille gibt es hier zwar, aber sie wird kaum von jemandem eingesetzt. Die häufigste Verhütung ist die direkte Sterilisation. Wer später noch Kinder möchte, verwendet Kondome. Ein Tabu für Frauen, Kondome zu kaufen, gibt es nicht wirklich. Statistisch gesehen entscheiden sich allerdings Frauen häufiger dazu, sich um die Verhütung zu kümmern. Über Geschlechtskrankheiten wird nicht sehr offen gesprochen, eine hohe damit verbundene Problematik besteht allerdings nicht.

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Wie oft treiben Koreanerinnen ab?

Die Abtreibung ist in Korea ganz normal akzeptiert, es gibt dazu eigene Kliniken. Vor einigen Jahren neigten die Frauen dazu, vor allem weibliche Nachkommen abzutreiben, aber hier ist mittlerweile ein Rückgang zu verzeichnen. Offiziellen Statistiken zufolge jedenfalls beläuft sich die Summe an Abtreibungen auf jährlich 1,5 bis 2 Millionen Fälle. Das ist ein sehr hoher Anteil. Zum Vergleich: In den USA wird genauso häufig abgetrieben, aber dort leben rund fünf Mal mehr Frauen.

Wie viel Nachwuchs bekommen Koreaner?

Die Sache mit dem Nachwuchs kann man gewissermaßen als Fehlkalkulation sehen. In den 1950er bis 1960er Jahren gab es Probleme mit rasant steigender Bevölkerung. Als schnelle Gegenmaßnahme gab es attraktive Vergünstigungen für alle Freiwilligen, die sich sterilisieren ließen. Außerdem wurden Zusatzleistungen für Familien mit mehr als zwei Kindern zur damaligen Zeit gestrichen. In den 90er Jahren lag die Geburtenrate dadurch nur mehr bei 1,59 und über die Jahre sank sie weiter auf 1,08, während sie in Großstädten bereits unter 1 beträgt.

Mittlerweile bemüht sich die Regierung darum, zur Familiengründung zu motivieren. Nach verschiedenen Umfragen zufolge steigt auch der Kinderwunsch bei Koreanern wieder.

Interessant zu wissen

„Möchtest du mit mir Ramyun essen?“ Wer diesen Satz einem Menschen des anderen Geschlechts gegenüber ausspricht, formuliert damit eine Einladung zum Sex.

Prostitution in Korea – illegal und doch zugegen

Wer sich in Korea prostituiert, muss mit harten Strafen rechnen. Es gibt ein eigenes Antiprostitutionsgesetz, das sich auf Bordellbesitzer und auch die Besucher auswirkt. Viele Betreiber eines solchen Milieus versuchen sich dadurch möglichst unsichtbar zu machen. Die Vorgangsweise, welche man oft in Verbindung mit Thailand kennt, die ganze Sache durch einen Massagesalon zu überspielen, kommt mitunter auch in Korea vor. Nicht selten wird auch das Internet dazu genutzt, sich zu prostituieren. Es sind auch Fälle darüber bekannt, dass sich ein Mädchen angeboten und dessen Freundin den Zuhälter gespielt hat.

Problematisch wird es vor allem durch das Sexgeschäft im Ausland. Junge ausländische Teenager verkaufen sich für viel Geld und sind vor allem bei den koreanischen Fischern beliebt. Da sie sich dafür extra in das Heimatland der Mädchen begeben, hat die koreanische Regierung hierbei keine Handhabe.

Pornografie in Korea – auch das ist verboten

Es gibt jede Menge Filme mit sexuellem Inhalt. Nicht selten sind die Schauspieler dabei zumindest kurzzeitig sogar tatsächlich nackt. Allerdings bleibt das alles am Set. Geschlechtsteile sieht man dabei nicht, denn das ist genau der Teil, der als illegal gilt. Erlaubt ist allerdings, nackte Brüste, Petting mit Unterwäsche und dergleichen zu zeigen.

Jeju-do und sein Love Land Park

Bereits direkt nach dem Koreakrieg wurde die Insel Jeju zu einem äußerst beliebten Reiseziel für frisch vermählte Pärchen. Dadurch wurden hier verschiedene Einrichtungen eröffnet, die der Aufklärung dienen. Unter anderem ein Museum direkt an einem Touristen Hotspot. 2004 kam dann ein großer Park voller Skulpturen hinzu: Das Love Land.

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picture credit: Jordi Sanchez Teruel

Hier gibt es verschiedene Skulpturen, die zum Teil sogar mit einer gewissen Mechanik ausgestattet sind, um darüber aufzuklären, wie Sex überhaupt funktioniert. Andere Statuen wiederum widmen sich Sexstellungen, die besonders erfüllend für beide Seiten sind. Es geht um das Vorspiel, die Sache an sich und auch stets um beide Geschlechter.

Sextoys in Korea – was geht und was nicht?

Während sich in Seoul zum Beispiel mittlerweile Choi Jungyoon mit zwei Filialen von Pleasure Lab – einem Erotikshop speziell für Frauen – verwirklicht, trägt sie nach ihren Worten ihren Teil zur Aufklärung bei. Ähnliche Geschäfte – auch für Männer geeignet – gibt es unter der Bezeichnung Love Shop, Cupid Club oder Bururu. Auch online über zum Beispiel GMarket oder Naver können solche Sachen gekauft werden. In Incheon oder direkt auf Flohmärkten kann es auch vorkommen, dass man so manch unerwarteten Fund macht.

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Sonstige Infos über Koreaner & intime Beziehungen

Nachfolgend nun noch häufige Fragen zum Thema.

Wie kommen Koreaner zusammen?

In einem Artikel über Beziehungen in Korea gehen wir sehr detailliert auf dieses Thema ein. Daher hier nur ganz kurz zusammengefasst: In Korea lernt man sich in erster Linie durch Blind Dates kennen, die man über das Internet vereinbart. Oft wird man auch von einem Bekannten verkuppelt und hält auch hier ein Blind Date ab. Manchmal sind es auch die Eltern, die ab einem gewissen Alter eine Hochzeit arrangieren. Beliebt sind außerdem Partneragenturen, die ebenfalls zum Ziel haben, einen perfekten Ehepartner für den Kunden zu finden.

Was ist das durchschnittliche Heiratsalter?

Koreanische Frauen heiraten im durchschnittlichen Alter von 20 bis 25, bei Männern geht es schon auf 30 zu aufgrund des Wehrdiensts. Wichtig ist dabei viel eher, wie viel Einfluss die beiden Familien der zukünftigen Eheleute auf diese Verbindung haben. Es geht dabei nämlich nicht nur darum, einen Lebenspartner zu finden, sondern zwei Familien miteinander zu vereinen. Aufgrund von unpassenden Verhältnissen zueinander kann es sein, dass eines der Elternpaare gegen diese Beziehung ist. Dann ist die Chance gleich null, denn in Korea lehnt man sich aus Prinzip nicht gegen die eigene Familie auf. Es kam dabei auch schon vor, dass eine Ehe aufgrund von zu gering ausfallender Mitgift der Braut nicht zustande kam.

Wie treu sind Koreaner?

Nach konfuzianistischen Lehren gilt Sex nicht als Ausdruck von Gefühlen. Die Frau ist dieser Ansicht nach dazu da, um die Bedürfnisse des Mannes zu erfüllen. Nicht selten gehen Männer in ganz konservativen Partnerschaften fremd, während es die Frau stillschweigend akzeptiert. Sie selbst darf das in keinem Fall tun, da ihre Bedürfnisse nah Konfuzius keine hohe Bedeutung haben.

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picture credit: Jirka Matousek

Bis vor einigen Jahren galt noch das Prinzip, dass die Liebe von einer Mutter zu ihren Kindern intensiver ist, als die zwischen zwei Eheleuten. Mittlerweile wandelt sich die koreanische Gesellschaft aber in diesem Punkt. Immer mehr Scheidungen geschehen aufgrund ehelicher Untreue oder mangelnder Gleichberechtigung und dementsprechend wichtig wird auch die Treue in einer Verbindung mittlerweile. Besonders die aktuellen Generationen der 20 bis 30jährigen halten stark an jenen Werten fest.

Wie oft lassen sich Koreaner scheiden?

Obwohl Scheidungen immer weniger als Tabu gelten, muss es dazu immer einen triftigen Grund geben. Stellt man nach ein paar Jahren Ehe fest, dass man nicht kompatibel ist, scheint das oft nicht genug Anlass dazu zu sein. Stattdessen wird sich mehr Mühe um den jeweils anderen gegeben. Häufige Scheidungsgründe hingegen sind eheliche Untreue, Einsamkeit oder das Gefühl, vom Partner schlecht behandelt zu werden. Hierzu zählt eben auch die mangelnde Gleichberechtigung im Rahmen der Beziehung.

Wie ist die übliche Rollenverteilung unter Eheleuten in Korea?

Auch in modernen Partnerschaften gilt, dass die Frau für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig ist, während der Mann für die Familie arbeitet, um ihnen allen ein gutes Leben zu bieten. Hierbei handelt es sich mittlerweile um eine stillschweigend akzeptierte Sache, was nicht bedeutet, dass das auch von jedem so erwartet wird. Es gibt eine Menge Frauen, die selbst arbeiten gehen und auch das wird ohne Weiteres von der Gesellschaft akzeptiert. Unter Männern hingegen ist es nicht üblich, zu Hause zu bleiben.


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