Scheidung in Korea – wie spielt sich das ab?

Wie es um die Hochzeit in Korea steht, haben wir ja schon in einem anderen Artikel vor einiger Zeit behandelt. Heute sehen wir uns an, wie es umgekehrt bei einer Scheidung aussieht.

Die aktuellen Scheidungsraten

Beginnen wir einmal mit harten Fakten und Statistiken.

Seit Mitte der 1990er Jahre ging die Scheidungsrate in Korea jedes Jahr um 0,5 % pro Jahr in die Höhe. Im Jahr 2006 ließen sich damit von 1.000 Paaren zwei bis drei wieder scheiden. Direkt nach den USA und Großbritannien hatte Südkorea damit die dritthöchste Scheidungsrate der Welt.

Die meisten Scheidungen werden um die Feiertage herum eingeleitet. Entweder um Seollal und Chuseok, also Mondneujahr oder koreanischem Erntedankfest. Es existieren Statistiken aus dem Jahr 2003, die besagen, dass 66,7 % aller Scheidungen von Frauen, dagegen  nur 30,6 % von Männern eingeleitet werden. Einzig 2,7 % aller Scheidungen geschehen im direkten Einvernehmen.

Eine weitere Statistik aus dem Jahr 2007 sagt aus, dass die Scheidungsrate bei Männern im Alter von 15 bis 24 Jahren am höchsten liegt. Von 1.000 verheirateten Männern liegen 48 in diesem Altersbereich. Bei den Damen ist diese Zahl sogar noch etwas höher, denn hier sollen es 51 pro 1.000 verheirateten Frauen sein.

Was wir aus diesen Statistiken lernen können

  • Es gibt eine hohe Scheidungsrate in Südkorea
  • Die meisten Paare heiraten sehr jung und trennen sich auch sehr jung
In den letzten 20 Jahren ist das durchschnittliche Heiratsalter für beide Geschlechter gestiegen!

Aktuelle Statistiken aus Südkorea

Gemäß offizieller Statistiken haben wir es mit folgenden Werte innerhalb der letzten zwei Jahre zu tun:

  • 2019 heirateten 239.200 Paare in Südkorea. Damit ist dieser Wert um 7,2 % bzw. um 18.500 Paare im Vergleich zu 2018 gesunken.
  • 2019 ließen sich 110.800 Paare in Südkorea scheiden. Dieser Wert ist wiederum um 2 % bzw. 2.100 Paare im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Interessant dabei ist: Die Anzahl an Hochzeiten internationaler Paare stieg seit 2018 um 4,2 % an, während Scheidungen solcher Paare um 3,4 % seit 2018 gesunken sind.

Obwohl also die Scheidungsraten insgesamt ansteigen ist es nach wie vor ein äußerst pikantes Thema im ganzen Land.

Die Scheidung bringt Schande über die Familie

Nach wie vor halten viele Koreaner die Hochzeit für das wichtigste Ereignis im Leben. Daher wird eine Scheidung nicht nur vom Ehepaar, sondern von der gesamten Familie als Schande empfunden.

Scheidungsregeln nach Konfuzius

Da Südkorea stark von konfuzianistischen Grundsätzen beherrscht ist, sollten wir auch mal einen genaueren Blick auf die Scheidungsregeln nach Konfuzius werfen.

Einem Mann wir die Scheidung von seiner Frau erlaubt, wenn einer der folgenden sieben Gründe zutrifft:

  1. Sie zeigt gegenüber ihren Schwiegerältern keinen Gehorsam
  2. Sie bringt keinen männlichen Erben zur Welt
  3. Sie begeht Ehebruch
  4. Sie ist eifersüchtig
  5. Sie hat Diebstahl begangen
  6. Sie ist schwatzhaft
  7. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit, die sie dem Nachwuchs vererben könnte

Verboten ist einem Mann die Scheidung von seiner Frau allerdings im Falle von einem der folgenden drei Gründe:

  1. Sie hat keine andere Bleibe, außer dem gemeinsamen Zuhause
  2. Sie hat die dreijährige Trauerzeit nach dem Tod der Schwiegereltern mit ihrem Mann durchlebt
  3. Er hat mit ihr schlechte Zeiten überstanden und wurde danach reich und berühmt
Es ist erst seit dem Jahr 1989 möglich, dass eine südkoreanische Frau im Falle einer Scheidung das Sorgerecht für ihre Kinder behält.
  • Bis zum 14. Jahrhundert konnten sich Eheleute in Korea einfach scheiden lassen, aus welchem Grund auch immer.
  • Im 16. und 17. Jahrhundert ließen sich haufenweise Männer von ihren Frauen scheiden, nachdem sie aus der Gefangenschaft zurückkehrten. Durch diese galten die Frauen nämlich als beschmutzt.
  • Ab dem 17. Jahrhundert wurden Scheidungen als Makel von Frauen angesehen. Damals herrschte noch ein Verbot für Frauen vor, sich ohne einen Mann in der Öffentlichkeit zu zeigen.
  • Ab ungefähr der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann die westliche Kultur immer stärker in Südkorea verbreitet. Geschiedene Frauen konnten berufstätig sein und einem ganz normalen Alltag nachgehen.
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Ehebruch im koreanischen Mittelalter

Während die Ehefrau nach Konfuzius keinen Ehebruch begehen durfte, sah das für den Mann ganz anders aus. Er durfte nach Belieben mit Konkubinen verkehren und sogar Kinder zeugen. Da diese aufgrund dem unehelichen Status keinerlei Anspruch auf das Erbe hatten und dementsprechend auch keine Ahnenriten durchführen durften, war es ihnen nicht möglich, in den Dienst des Hofes zu treten. Ehefrauen von adeligen und angesehenen Koreanern mussten daher nicht befürchten, verstoßen zu werden, während genau das einer Konkubine mit ihren Kindern jederzeit passieren konnte.

Aus diesem Grund gelten nach Konfuzius auch Schwatzhaftigkeit, Eifersucht und Diebstahl als wichtige Scheidungsgründe. Sie gelten ferner auch als der „Kodex der sieben Untaten„.

Bis Februar 2015 gab es ein Gesetz, das den Ehebruch beider Parteien mit bis zu zwei Jahren Haft bestrafte.

Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem, dass sich heutzutage viele Ehepaare aufgrund von Fehlern scheiden lassen, welche durch den Mann verschuldet wurden. Ehebruch und häufiger Alkoholgenuss gelten hier als die häufigsten Gründe. Aus diesem Grund ist eine Wiederheirat für zumindest geschiedene Frauen kein so großes gesellschaftliches Problem, wie die Scheidung an sich.


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