Zwischen Offenheit und Diskriminierung – LGBTQ-Rechte in Südkorea

In den westlichen Industrienationen scheint für viele selbstverständlich, dass alle Menschen, also auch Homo-, Bi- oder Transsexuelle sowie Queer Personen (kurz LGBTQ), gleichberechtigt sind.

Dass diese Ansicht auch in anderen Ländern angekommen ist, jedoch selten vollständig umgesetzt wird, zeigt das Beispiel Südkorea.

Umsetzung einiger LGBTQ-Rechte in Südkorea

Inwiefern wird also die Gleichberechtigung der LGBTQ-Gemeinschaft mit anderen Menschen verwirklicht? In Südkorea sind homosexuelle Handlungen erlaubt.

Ein Verbot der Diskriminierung sexuell anders orientierter ist auch in der koreanischen Verfassung verankert: Laut Gesetzestext ist Diskriminierung wegen des Geschlechts, der Religion oder des sozialen Status’ verboten, wobei sexuelle Orientierung oder Identität laut Justizministerium Letzterem zugeordnet werden.

Geschlechtsumwandlungen bei transsexuellen Menschen sind legal, wenn die betroffene Person mindestens zwanzig Jahre alt und verheiratet ist und keine minderjährigen Kinder hat, darüber hinaus ist auch eine Änderung des Geschlechts in offiziellen Dokumenten möglich.

In Einzelfällen hat die südkoreanische Justiz sogar eine offizielle Änderung des Geschlechts ohne vorherige chirurgische Umwandlung des biologischen Geschlechts bewilligt.

Diesen rechtlichen Regelungen, die der Gleichberechtigung der LGBT-Mitglieder dienen, entspricht die überwiegend tolerante Einstellung der Bevölkerung zu Homosexuellen: Bei einer Umfrage im Jahr 2014 sprachen sich 85 % der Befragten für die Akzeptanz von Homosexualität in Korea aus.

Noch ein weiter Weg zur völligen Gleichberechtigung

Die Situation der zur LGBT-Gemeinschaft Zugehörigen ist jedoch noch alles andere als zufriedenstellend: Trotz mehrerer Initiativen (z.B. des Schauspielers Kim Jhogwangsoo oder einiger Mitglieder der „Demokratischen Partei“) können homosexuelle Paare keine Ehe oder eine ähnliche rechtlich anerkannte Verbindung (wie in Deutschland die Lebenspartnerschaft) eingehen; ein Großteil der Bevölkerung (je nach Umfrage zwischen 52 % und 58 %) lehnt die Möglichkeit der Homo-Ehe dementsprechend ab.

Da in Südkorea die Ehe eine Bedingung für eine Adoption ist, können Lesben und Schwule auch keine Kinder adoptieren. Des Weiteren bestehen Nachteile bezüglich der Rente und der Erbschaft.

Gelten homosexuelle Handlungen im Allgemeinen als legitim, können sie im militärischen Bereich strafrechtlich verfolgt werden: Homosexuellen drohen Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren und die Entlassung aus dem Dienst.

Auch in anderen öffentlichen Bereichen wie der Politik haben sexuell anders Orientierte es schwer – beispielsweise ist nur bei einer einzigen bisherigen Parlamentskandidatin bekannt, dass sie zur LGBT- Community gehört: Choi Hyunsook, die 2008 zur Wahl antrat, outete sich als Lesbe; gewählt wurde sie nicht.

Problematisch ist die politische Situation der LGBTQ-Gemeinschaft nicht zuletzt deshalb, weil der südkoreanische Präsident Moon Jaein zum Anlass seiner Wahl im Jahr 2017 selbst angab, gegen Homosexualität zu sein. Im Laufe der Zeit relativierte er diese Position jedoch, indem er sich zwar gegen eine Homo-Ehe aussprach, aber auch die Diskriminierung Homosexueller ablehnte.

Warum wird die in der Verfassung festgelegte Gleichberechtigung Homosexueller nicht umgesetzt? Dies hat mehrere Gründe: Die Empfehlungen der Nationalen Menschenrechtskommission, die für die Umsetzung der LGBT-Rechte zuständig ist, sind nicht bindend. Außerdem sind mehrere Versuche, die bereits bestehenden Gesetze zur Verhinderung von Diskriminierung auf sexuelle Orientierungen und Identitäten auszuweiten (2007, 2010 und 2013), gescheitert, was auf den großen Einfluss konservativer christlicher Gruppen und ihrer Gegendemonstrationen bei LGBTQ-Veranstaltungen zurückzuführen sein könnte.

Mit gutem Beispiel voran: Transgender-Star Harisu

Dennoch mangelt es der LGBTQ-Gemeinschaft nicht an Vorbildern, die für ihre Rechte einstehen: Beispielweise die koreanische Transgender-Sängerin Harisu, die außerdem als Model und als Schauspielerin arbeitet, hat trotz ihrer Geschlechtsidentität einigen Erfolg als erste Transgender-Persönlichkeit in der Entertainment-Branche.

Harisu, die außerdem die zweite Koreanerin war, die ihr Geschlecht offiziell änderte, unterstützt die Rechte Transsexueller, indem sie z.B. eine eher arme Transgender-Frau finanziell bei ihrer Geschlechtsumwandlung unterstützte oder den Trans-Club „Mix-Trans“ gründete.

Aufgrund der relativ aufgeschlossenen Einstellung der Bevölkerung und dem Einsatz Einzelner für LGBTQ-Rechte sind also trotz der nur teilweise erfreulichen Gleichberechtigungssituation in Südkorea Verbesserungen in Sicht; bleibt nur die Frage, ob die Politik auch gewillt ist, diese zu unterstützen.


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