Feminismus in Korea

Südkorea nähert sich in Zeiten wie diesen schrittweise der Toleranz gegenüber anderen Denkweisen, anderen Kulturen und anderen Ländern. Das Bewusstsein für Themen, wie Gleichberechtigung, Sexualitäten und sexuellen Missbrauch wird immer stärker, was nicht zuletzt durch jüngste Skandale schneller geht, als es manchem koreanischen Bürger womöglich lieb wäre.

Ich möchte mir mit euch nun das Thema des Feminismus in Korea einmal genauer ansehen, denn auch hier gibt es noch einiges für die koreanische Gesellschaft zu bewältigen.

So war es im Jahr 2018 noch schwierig für Frauen, einen Kurzhaarschnitt zu tragen. Wer dies öffentlich tat, wurde nicht selten automatisch zum Feministen erkoren, unabhängig davon, wie sie über die Themen der Gleichberechtigung überhaupt dachten. Doch es ging dabei leider nur selten um den wahren Feminismus, der ja grundsätzlich positiv konnotiert war. Ein Begriff, der den Zustand besser beschreiben könnte, wäre Feminazi. Radikale Feministen, die Männer hassen.

Über kurz oder Lang wurde der Begriff Megal eingeführt, der eine Feministin beschreibt und dabei sehr herabwürdigend ist. Aber mal ganz zurück auf Anfang.

1980 begann sich der Feminismus in Korea zu erheben

Als sich immer mehr die Demokratie gegen das Militärregime durchzusetzen begann, machten sich auch immer mehr Koreaner & Koreanerinnen für die Rechte der Frauen stark Auch, wenn es schon zuvor Feministen in Südkorea gegeben hatte, so waren diese immer rar gesät.

Erst im Jahr 1987 tat sich erstmals höchstoffiziell etwas, als mit der Korean Womens Association United (kurz KWAU) eine feministische Institution ins Leben gerufen wurde. Dennoch beschäftige man sich nach wie vor mit der Relevanz der Demokratie, als mit Frauenrechten und deren Gleichstellung gegenüber den Männern – es war eine schwierige Zeit.

Soziale Dynamiken begannen sich zu wandeln, die unterschiedlichsten Themen wurden angegangen. Allem voran waren es Gegebenheiten, mit denen man auf der ganzen Welt zu kämpfen hatte. Sexualverbrechen, Lohnklüfte zwischen Mann und Frau, genauso wie auch patriarchale Aspekte des Familienrechts.

Südkorea erlebt definitiv einen Umbruch. Insbesondere, wenn man einen Blick auf die Medienlandschaft wirft, die zunehmend von ausbrechenden Wellen zeugt. Und wenn man bedenkt, dass mit Moon Jaein ein Präsident an der Spitze des Staates steht, der sich selbst als Feminist bezeichnet.

Feministen meiden das Wort in Korea

Ich möchte hier in Korea nicht als Feministin bezeichnet werden. Vielleicht würde ich sagen, dass ich eine Feministin bin, wenn ich nicht in Korea wäre, aber es gibt ein bestimmtes Stereotyp und Stigma, das mit dem Titel hier einhergeht. Sira Park, Café-Besitzerin aus Seoul

Sie ziehe die Bezeichnung des Gleichgesetzten vor.

Immer mehr koreanische Frauen sehen es aus ihrer Sicht, allem voran, weil viele Problematiken im modernen Feminismus in Korea bestehen. Beide Seiten werden radikal, Frauen beginnen auf Männer wütend zu werden, die sich von der radikalen Vorgehensweise bedroht fühlen, die aber gar nicht per se gegen die Gleichstellung wären.

Der Feminismus in Korea sieht anders aus als in westlichen Ländern, weil er vom radikalen Feminismus angeführt wird. Yunkim Jiyoung, Feminist, Philosoph und Professor

Und hier kommt auch der Ursprung des Wortes Megal zur Geltung. Denn es waren Online-Communities, die den Feminismus in Südkorea ursprünglich angeführt haben und es auch heute noch tun. Megalia ist das Wort dafür, geprägt von der Online-MERS-Galerie und dem feministischen Roman Egalia’s Daughters, Womad (von den Worten „Frauen“) und dem Wort Nomade.

Eine der vielen Gegenbewegungen ist zum Beispiel die Dang Dang We Gruppe. Eine Organisation, die sich für die Gerechtigkeit Männern gegenüber stark macht.

Beim Feminismus geht es nicht mehr um die Gleichstellung der Geschlechter. Es ist Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und seine Art ist gewalttätig und hasserfüllt. Sie sollten Chancengleichheit fordern, damit sie auch als angesehenes, unabhängiges Mitglied der Gesellschaft behandelt und gesehen werden können. Was die Gruppe am meisten ärgert, ist die Doppelmoral. Dass Frauen alle Chancen wollen, die sich bieten Männer haben, aber die Skala verschiebt sich dahin, Frauen gegenüber Männern zu bevorzugen. Sie können nicht für den Feminismus kämpfen, indem sie Frauen Chancengleichheit gewähren, sie dann aber in einigen Fällen bevorzugen. Moon Sungho, Anführer der Dang Dang We Gruppe

Es scheint an mancher Stelle etwas am ursprünglichen Thema vorbeizuzielen. Methoden, die Frauen nutzen, um auf bestehende Problematiken aufmerksam zu machen, verfehlen oft den Ton und bringen reihenweise Menschen zum Kopfschütteln. Gleichzeitig ist es aber das, was solche Thematiken brauchen, um gehört zu werden: Aufmerksamkeit.

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So wie die Aktion zum Ende 2018, in der koreanische Frauen im ganzen Land ihre Makeup Produkte zerstört haben.

Wir können viel von Korea lernen – aber sie auch von uns

Proteste, die nur von Frauen durchgeführt werden, Bewegungen, die über die Oberflächlichkeiten hinausgehen. Koreanischen Feministinnen ist es zu verdanken, dass Botschaften, wie #MeToo schneller in Südkorea angelangt sind, als es in vielen anderen asiatischen und derart konservativen Ländern oft der Fall gewesen ist.

Aber unterm Strich überrascht es, dass es trotz allem bei klar gespaltenen Lagern bleibt. Feministinnen sind in Korea überwiegend Frauen. Es fehlt oft an Männern, die mit ihnen am gleichen Strang ziehen.

Umso wichtiger also, dass sich insbesondere Personen der Öffentlichkeit immer öfter diesem Thema nähern und aufzeigen, wie wichtig es ist, auf Gleichstellung zu pochen.

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