Dunkle Seite des KPOP: Behandelt JYP Entertainment seine Künstler gut?
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Nachdem wir uns bei unserem ersten Artikel zur Reihe der dunklen Seite des KPOP SM Entertainment gewidmet haben, sehen wir uns heute einmal JYP Entertainment genauer an. Vorneweg: Darüber, wie das Label seine Künstler bezahlt, werde ich in diesem Artikel nichts erwähnen, da bereits im Bericht über SM Entertainment fünf bekannte Labels gegenübergestellt wurden und JYP eines davon war.

JYP Entertainment wurde im Jahr 1997 von Park Jinyoung gegründet, der auch selbst als JYP bekannt ist. Noch heute ist er neben seiner Tätigkeit als CEO des Musiklabels selbst als Künstler tätig.

Bereits seit seiner Gründung hat das Unternehmen einen Ruf als Agentur für viele Bestselling-Künstler. Nicht wenige Produktionen, die Songs of the Year sowie Album of the Year Awards eingeheimst haben, gehen auf das Konto dieses Labels und dessen Produzenten.

Aber es gibt eine Menge Punkte, wegen denen das Label in der Öffentlichkeit in der Kritik steht.

Idols werden zu stark vom Label sexualisiert – unabhängig davon, ob sie volljährig sind

Den großen Knall zu diesem Thema hat es im Grunde gegeben, als sich dieses Jahr GOT7 dazu entschlossen haben, JYP Entertainment zu verlassen. Sie haben schon öftere Male Anspielungen gemacht, dass weibliche und männliche Idols, die dort unter Vertrag stehen, mit einem starken Kontrast behandelt werden. Als sie einmal bei Knowing Bros mit JYP zu Gast gewesen sind, haben sie sogar im nationalen Fernsehen mit einem überspitzten Witz darauf hingewiesen.

Auch bei seinen Kooperationen mit anderen Künstlern sowie in seinen eigenen Musikvideos verhält er sich weiblichen Co-Stars und Darstellerinnen oft übersexualisiert.

Viele der Idols sind während ihrem Debüt noch minderjährig und meist erst zwischen 15 und 16 Jahre alt. Dennoch erhalten sie recht aufreizende und sehr knappe Outfits, sexualisierte Tänze und zum Teil oft sehr fragwürdige Lyrics. Bei TWICE merkt man das zum Beispiel durch Strophen, wie zum Beispiel;

what to do, make me speechless
make me like ooh ahh ooh ahh
bla la la la stop talking, start doing
make me feel huh (like ooh-ahh)

Diese stammen aus ihrem Debüt-Song OOH-AAH, als Tzuyu erst 16 Jahre alt war. Auch der Werbefilm für LG U+ LET wurde von Fans in diesem Zusammenhang nicht allzu positiv aufgenommen.

Auch bei GOT7 gibt es hierzu ein sehr eindeutiges Beispiel. Während Yugyeom zu dem Zeitpunkt, als Girls Girls Girls erst 17 Jahre alt geworden war (international gerechnet), kritisieren Fans das sexy Image, das ihm von Beginn an zugeordnet wurde.

Suzy von miss A war während dem Debüt der Band mit Bad Girl, Good Girl erst 15 Jahre alt.

Und auch HyunA war erst 15 Jahre alt, als sie folgenden Tanz zur Promo von Wonder Girls performte:

Mittlerweile wurde das Schutzalter in Korea von 1auf 16 Jahre angehoben. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.

Generell ist es auffallend, dass in der Regel der Maknae der Gruppe die Rolle der Person zugeteilt bekommt, die besonders sexy ist.

  • Yugyeom in GOT7
  • HyunA in Wonder Girls
  • Tzuyu in TWICE
  • Suzy in missA
Safety-Shorts-sichtbar
Auf dem Bild zu sehen: Nati (13) und Somi (14), zu diesem Zeitpunkt Trainee von JYP, beide tragen so kurze Shorts, dass die Safety Pants zu sehen sind.
Safety Pants schützen die Künstler beim Tanzen davor, dass man ihre Unterwäsche nicht sehen kann. Das ist besonders nützlich bei leichten Röcken, die viel umherschwingen und sollte eigentlich weniger dazu genutzt werden, das Outfit noch aufreizender zu machen.

Bodyshaming kommt immer wieder vor

Als das Nitzi Project ausgetragen wurde, erhielten die Zuschauer einen erschreckenden Einblick darin, wie es wohl hinter den Kulissen im Label ablaufen würde. Teilnehmer wurden dazu aufgefordert, sich mehr zu bemühen, sie wurden gemahnt, wenn sie für ihre Bewegungen zu schwer wirkten und wurden stets auf ihr Gewicht reduziert. Eine Kandidatin wurde aufgefordert, eine Diät zu halten, um besser singen zu können. Sie kam dem nach und erhielt Komplimente für ihre nun bessere Figur.

In 16 Sixteen bekam Jihyo von TWICE von einer der Damen aus dem Staff direkt zu hören, sie sehe fett aus. Dass das wie ein verbaler Schlag ins Gesicht für sie war, bekommt man deutlich zu sehen.

TWICE-Jihyo-Bodyshaming

Im Anschluss versteckte sie sich förmlich hinter den anderen Membern.

TWICE-Jiyho-versteckt-sich

Später gab sie an, dass sie sich nicht mehr selbstsicher vor der Kamera fühlte, also mied sie diese nach Möglichkeit.

Es blieb allerdings nicht bei diesem einen Mal, denn es gibt viele weitere Situationen, in denen ganz direkt auf ihr Gewicht eingegangen wird und sie aufgefordert wird, abzunehmen.

Viele Male wurde entweder von JYP selbst oder durch ein Statement der Agentur betont, dass man einen gesunden Körperbau bei den eigenen Künstlern bevorzugt. Allerdings geht das nicht mit den Forderungen einher, die man Momo aufbrummte. Direkt vor dem Debüt wies man sie nämlich an, innerhalb einer Woche sieben Kilogramm zu verlieren, um besser auszusehen. Das führte dazu, dass sie in jener Woche nur Eiswürfel zu sich nahm. Bevor sie sich schlafenlegte, machte sie sich Sorgen, ob sie am nächsten Tag ihre Augen noch öffnen würde – so ihre eigenen Worte.

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Yeeun von den Wonder Girls berichtete einmal, dass sie von JYP angeschrien wurde, weil sie nicht hübsch genug angezogen war. Während den Recordings für neue Songs bevorzugte sie es, kein Makeup und gemütliche Kleidung zu tragen, doch ihm missfiel das. Er holte sie zu sich und forderte sie sehr laut dazu auf, sich hübsch zu machen und auch Makeup zu tragen. Damit nicht genug, während der Arbeit an ihrem Album Me? gab es sehr viele Konflikte zwischen den beiden. Er wollte Bond als Titelsong. Ihm zufolge könnten die Menschen dadurch sehen, wie einzigartig sexy sie ist. Während sie selbst kein Problem mit anzüglichen Konzepten hat, hätte sie trotzdem einen anderen Titeltrack gewünscht, der tiefgründiger wäre und sie besser vertreten würde. Auch bezüglich dem Cover, dem Albentitel und anderen Inhalten versuchte er ihr seine Meinungen stets aufzuzwingen und tat ihre Ideen damit ab, dass sie „niemand mögen würde“.

Insbesondere Boybands werden schlecht behandelt

Beginnen wir an dieser Stelle mit einem Idol, von dem wir gemischte Signale erhalten haben. Jae von DAY6. Im Mai 2020 postete er nämlich zunächst auf Twitter, wie rührend sich sein CEO um die Band kümmerte, die aufgrund psychischer Probleme im Hiatus-Mode war. Nur einen Monat später, im Juni 2020, folgten allerdings öffentliche Aufforderungen, warum er von offizieller Seite keinen Support für seinen DIVE Podcast erhalten hatte. Ein Statement von JYP Entertainment folgte, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hat, das geklärt werden konnte. Seither blieb es still und es gab keine weitere Kritik mehr von diesem Künstler. Jae entschuldigte sich im Gegenteil sogar öffentlich für dieses Missverständnis.

Sunmi ist zwar ein weibliches Idol, aber auch sie hat Interessantes über JYP Entertainment zu sagen. Während sie nach wie vor mit JYP selbst zusammenarbeitet, beispielsweise für When We Disco, so hat sie sich trotz allem schon im Jahr 2017 von dem Management getrennt. Sie begründete das später in einem Interview damit, dass sie es nicht mochte, wie strikt ihre Musik und Performances unter dem Label gehandelt wurden. Jeder ihrer Songs hätte mit einer Methode aufgenommen werden sollen, die man „half air, half sound“ nennt und für die er und sein Label sehr bekannt sind. Sunmi jedoch fühlte sich nicht damit wohl, denn sie wollte mit ihrer Musik experimentieren. Und das war nur möglich, wenn sie nicht bei dem Label unter Vertrag stand.

GOT7 sind das wohl prägnanteste Beispiel wenn es um schlechtes Management geht und das ist vom Label kaum mehr zu vertuschen. Vor allem nicht, da sich die Member bereits mehrere Male Luft gemacht haben. So gab es viele ausufernde Sasaeng-Momente, Jackson, Youngjae, Mark und Bambam wurden nicht nur gestalkt, auch ihre persönlichen Informationen wurden massenweise an Fans weitergegeben. Eine ähnliche Situation gibt es im Moment mit Stray Kids, darüber könnt ihr hier mehr lesen. Während dieses Mal das Label eine deutliche Reaktionen zeigt und Warnungen an die Fans ausspricht, wurde im Fall von GOT7 kaum etwas unternommen. Die Member erstellten selbst Posts auf ihren Social Media Accounts, wo sie die Sasaengs aufforderten, das zu unterlassen. Rechtliche Schritte seitens des Labels wurden zu ihrem Schutz keine eingeleitet.

Damit noch nicht genug, Fans forderten das Label mehrere Male dazu auf, die Alben von GOT7 auf Amazon zugänglich zu machen, da sie die einzige etablierte Band von dem Label waren, deren Musik noch keine Verkäufe in den USA erzielen konnte. Bei der Vorgeschichte des Labels, denkt man nur an die Versuche, Wonder Girls international zu promoten, eigentlich ein unüblicher Schachzug des Labels. Doch von JYP Entertainment kam nichts.

Ahgases (so der Name des Fandoms von GOT7) waren sogar dafür bekannt, sehr viele Promotionarbeiten für die Gruppe zu übernehmen. Sie kontaktieren Shows wie Knowing Bros und Dingo, bezahlten Werbeplätze bei Billboard und YouTube und übersetzten die Inhalte der Gruppe für internationale Fans.

Taecyeon tweetete im Jahr 2014 ganz offen über seinen Frust.

Taecyeon-Tweets-über-JYP

Wenn diejenigen, die nicht helfen oder kein gutes Management haben, befördert werden, was wird dann aus den Leuten, die mir helfen und mich verwalten? Ist das eine verständliche Entscheidung? Werden Fans in der Lage sein, eine Agentur zu verstehen, die ich nicht einmal als Berühmtheit verstehen kann? Was JYP Entertainment für 2014 braucht, ist eine Reformation.

Die Agentur muss ein Ort sein, an dem die Leute hart arbeiten wollen, anstatt nur pünktlich zu kommen und zu gehen. Wie kann das Unternehmen die Öffentlichkeit zufriedenstellen, wenn die Mitarbeiter einer Unterhaltungsagentur nicht unterhalten werden können? Legen Sie keinen Wert darauf, Teil der „Big 3“ oder des Namens der Agentur zu sein, aber es ist Zeit, nach Substanz zu suchen.

Wenn unsere Agentur 2014 das Beste anstreben will, hat dies nicht nur mit den Stärken des Herstellers zu tun, sondern auch mit den Mitarbeitern des Unternehmens. Für die nicht anerkannten JYP-Mitarbeiter, die aber die eigentliche Anerkennung verdienen.

An dieser Stelle muss man anmerken, dass Taecyeon generell jemand ist, der ganz offen über die Dinge schreibt und spricht, die ihn ärgern. Diese Tweets wurden nur wenige Stunden später wieder gelöscht und durch eine öffentliche Entschuldigung ersetzt.

Ich halte es für unangemessen, das Management meines Unternehmens öffentlich zu kritisieren. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich das in meiner Liebe und Leidenschaft für JYP als beste Firma geschrieben habe. Von nun an werde ich ein Ok Taecyeon sein, der hart arbeiten wird und eine gute Kommunikation mit dem Unternehmen hat.

Taecyeon gehört zu 2PM, jener Band, die im Jahr 2009 einen der bis dahin größten Skandale der gesamten Branche ertragen musste. Jay Park, der damalige Leader von 2PM, musste die Gruppe verlassen, nachdem alte Myspace-Postings von Netizens ausgegraben worden waren, die seine anfängliche Abneigung der für ihn damals sehr ungewohnten koreanischen Kultur zum Ausdruck brachten. Es gab massenhafte Proteste seitens der Fans, doch das Label stand ihm nicht bei und löste den Vertrag auf. Für Jay Park folgten große finanzielle Probleme. An einem gewissen Punkt musste er sein Auto verkaufen, um überhaupt etwas Geld zu haben.

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Jamie von 15& sprach JYP direkt über ihren Frust im Fernsehen an.

Baek Ayeon erklärt in ihrem Video, warum sie sich von JYP Entertainment getrennt hat.

Ihr könnt englische Untertitel im Video von Ayeon einstellen, das andere ist in englischer Sprache.

Yubin von den Wonder Girls brachte während der Show Video Star zum Ausdruck, wie enttäuscht sie vom fehlenden Support seitens JYP war. Während er Poster zu den Soloaktivitäten ihrer Bandmember auf seinem Instagramaccount teilte, blieb er zu ihrem völlig still. Dabei betonte sie, dass JYP nur jenen Idols einen Gefallen tat, an die er im Moment emotional gebunden sei. Deren Auftritte würde er zum Beispiel besuchen, liebe Worte für sie übrig haben und ihnen unterstütztend zur Seite stehen.

Ihr erinnert euch an die kurze Info zuvor, dass Wonder Girls international hätten promoten sollen? Das glückte nicht besonders. Als sie nach Korea zurückkamen, wurde die Girlgroup trotz ihrem damaligen Erfolg in Korea in eine zweijährige Pause geschickt. Dadurch verloren sie einen großen Teil ihrer koreanischen Fanbase.

Wie gut zahlt JYP Entertainment seine Künstler?

Bedienen wir uns hierzu den Durchschnittswerten, die wir bereits im vorergehenden Artikel genutzt haben.

Die nachfolgenden Statistiken sind nach dem Prinzip „Agentur-Künstler“ aufgebaut. Es handelt sich außerdem um Durchschnittswerte, die aus den Medien bekannt sind.

Big Hit Entertainment

  • Physikalische Verkäufe: 50-50
  • Physikalische Verkäufe bei nachproduzierten Alben: 30-70
  • Events: 40-60
  • Überseepromotions: 30-70
  • Vertragslaufzeit: 7 Jahre

YG Entertainment

  • Physikalische Verkäufe: 50-50
  • Physikalische Verkäufe bei nachproduzierten Alben: 30-70
  • Events: 40-60
  • Überseepromotions: 50-50
  • Vertragslaufzeit: 7 Jahre

JYP Entertainment

  • Physikalische Verkäufe: 50-50
  • Physikalische Verkäufe bei nachproduzierten Alben: 30-70
  • Events: 60-40
  • Überseepromotions: 50-50
  • Vertragslaufzeit: 7 Jahre

FNC Entertainment

  • Physikalische Verkäufe: 60-40
  • Physikalische Verkäufe bei nachproduzierten Alben: 60-40
  • Events: 60-40
  • Überseepromotions: 50-50
  • Vertragslaufzeit: 7 Jahre

CUBE Entertainment

  • Physikalische Verkäufe: 80-20
  • Physikalische Verkäufe bei nachproduzierten Alben: 70-30
  • Events: 60-40
  • Überseepromotions: 40-60
  • Vertragslaufzeit: 7 Jahre

SM Entertainment

  • Physikalische Verkäufe: 95-5
  • Physikalische Verkäufe bei nachproduzierten Alben: 90-10
  • Events: 60-40
  • Überseepromotions: 30-70
  • Vertragslaufzeit: 7 Jahre

Dementsprechend befindet sich JYP Entertainment in den Top drei der bestzahlenden Labels in Korea. Zumindest unter jenen, deren genaue Zahlen bekannt sind.

Fazit: JYP Entertainment ist sehr erfolgreich in seinem Feld, aber auch Schattenseiten gibt es genug

JYP Entertainment zählt nicht grundlos zu den Big Three und ist damit eines der erfolgreichsten Labels auf dem koreanischen Musikmarkt. Bands, die hier produziert werden, schaffen es hoch in die Charts und erreichen beeindruckende Erfolge. Aber genauso schnell wie sie die Spitze erklimmen können sie auch ganz tief fallen, augenscheinlich immer dann, wenn sie in der Ungunst vom Label-CEO landen. Dieser hat ohnehin eine düstere Reputation, die eigenen Künstler kleinzuhalten und ihre Errungenschaften gegenüber seinen eigenen runterzuspielen.

Man legt bei JYP Entertainment offenbar weniger Wert auf das Potenzial der Künstler und ist mehr bestrebt darin, sie ganz oberflächlich zu vermarkten. Sexualisierungen und vor allem so detailliert protokolliertes Bodyshaming spricht nunmal für sich.


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