Bballi bballi – Koreas ungeduldiger Lifestyle

Man nennt es die Korea-Überraschung, was eigentlich nur eine schöne Umschreibung von dem großen Schockmoment ist, der auf jeden wartet, der nach Korea kommt und nicht darauf eingestellt ist. Das betrifft allem voran jeden, der nach Korea auswandern möchte, aber auch beim Langzeitaufenthalt kann sich das ganz schön auswirken. Wovon ich eigentlich schreibe? Von der sogenannten Bballi Bballi Kultur, die in ganz Korea vorherrschend ist.

„Bballi bballi“ ist Koreanisch für „schnell, schnell!“

Alles muss schnell gehen. Jede eingesparte Zeit ist Gold wert und da geht es tatsächlich oft um Sekunden. Auf offenen Straßen sind die Leute hastig unterwegs. Haben sie nicht gerade Freizeit, die sie möglichst effizient nutzen möchten, sind sie auf dem Weg zur Arbeit. Und auch hier gilt: Effizienz an erster Stelle!

Schnelligkeit wird automatisch mit allem verbunden, das einen Handgriff zu viel abnimmt. Bargeldloses Zahlen ist nirgendwo so sehr vertreten, wie in Korea. Wer ein gutes Marketing in Korea betreiben will, muss allem voran seine Funktionalität voranstellen, nicht das Design. Das kommt für den Durchschnitt erst an zweiter Stelle. Werbungen zeigen daher nicht selten erst die Technologie, die überhaupt erst in einem Produkt steckt. Andernorts zählt wirklich die Schnelligkeit. Bei der PS-Anzahl eines Autos zum Beispiel.

Fun Fact: Ein weiterer Punkt, den Werbungen immerzu erfüllen müssen, um erfolgreich zu sein: ASMR! Wenn es nichts gibt, das man technologisch hervorheben könnte, dann muss an die Entspannung appelliert werden, die sich jeder koreanische Bürger tief in seinem Inneren mehr wünscht, als alles andere.

Warum ist mit Bballi Bballi ein solcher Kulturschock vorprogrammiert?

Mit dem Szenenbild, welches sich durch das Land Südkorea eröffnet, verbindet man automatisch die totale ruhige Idylle. Wunderschöne Naturbilder treffen auf moderne Technologien, was einen faszinierenden Spagat darstellt, den man nicht glauben kann, ehe man ihn wirklich selbst erlebt hat.

Plötzlich aber bemerkt man, wie die Roller der Lieferdienste, Autos und Motorräder noch um jede Sekunde kämpfen, um bloß noch über die Ampel zu kommen. Schaltet die Fußgängerampel auf rot um, muss man über die Straße sein. Autofahrer nehmen nur ungern Rücksicht auf Fußgänger, denen kann es schließlich nicht schnell genug gehen. Das geht leider so weit, dass selbst direkt in den Seitenstraßen neben Schulen gerast wird. Ein Phänomen, von dem viele Austauschlehrer immer wieder berichten.

Auch Gebäude, die nachträglich Schäden aufweisen, weil sie zu schnell aufgebaut werden, zählen zu dieser Kultur. Genauso wie Frachter, die viel zu stark beladen werden. Man denke nur an die Sewol

Aber abseits von so gefährlichen Aspekten der Bballi Bballi Kultur geht es natürlich um noch viel mehr.

Immer am Ball bleiben

Es ist mehr eine ganz eigen interpretierte Form davon, dass man nicht rückständig bleibt, während sich die Welt um einen herum immer weiterentwickelt. Keiner möchte außen vor gelassen werden. Also schwimmt man mit dem Strom, verpasst bloß keinen Trend und fügt sich dem System.

In Korea probiert man andauernd neue Dinge aus. In einem Tempo, das man sich hierzulande kaum vorstellen kann. So idyllisch das alles wirken mag, so stressig ist der Alltag dort. Man muss nur einmal ganz genau hinhören.


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