Koreas Totenkult

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Der Totenkult in Korea ist stark von der Religion des Verstorbenen abhängig. Begräbnisse haben aber einige Punkte gemeinsam, die ich euch in diesem Artikel genauer erklären möchte. So ist es gängig, dass am Ort der Trauerfeier kein Sarg aufgebaut wird, da die meisten Koreaner eine Feuerbestattung erhalten. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich am Tisch mit dem Foto des Verstorbenen eine Urne befindet. Stattdessen findet man hier meist eine Wand voller Blumen, an der ein Bild des Verstorbenen aufgebaut ist. Zwei schwarze Scherpen sind über die oberen Enden gezogen.

Es ist normal, ein Begräbnis zu besuchen und hier für den Verstorbenen zu beten, damit er sicher im Himmel ankommt. Gleichzeitig drückt man den Trauernden sein Beileid aus. Dieser Vorgang wird als Jomu 조문 oder Munsang 문상 bezeichnet.

Generell unterliegen Begräbnisse sowie Trauerfeiern in Korea den buddhistischen Bräuchen. Selbst, da einige der Bürger dem Christentum oder einer anderen Religion angehören, darf man den Toten drei Tage lang nicht in seiner Ruhe stören. Ein Ritual, das dem Buddhismus entspringt.

Besucht eine Person die Trauerfeier, welche älter ist, als der Verstorbene zum Todeszeitpunkt war, so verbeugt er sich nur beim nächsten Hinterbliebenen. Aus freien Stücken kann sich derjenige natürlich vor allen verbeugen. Werden Blumen verschenkt, so legt man sie in Richtung des Bildes, da sie dem Verstorbenen gelten. Allerdings ist das nicht sehr geläufig, da meist verschiedene Organisationen große Blumenkränze spenden, die dort aufgebaut werden. Was im Totenkult in Korea als Geschenk bei einem solchen Ereignis überreicht wird, erkläre ich gleich.

Ein koreanisches Begräbnis dauert drei Tage

Die ersten zwei Tage werden der Familie des Verstorbenen gewidmet und am letzten Tag wird der Körper des Toten für den weiteren Schritt vorbereitet. Das rührt unter anderem daher, dass man im buddhistischen Glauben einen toten Körper mehrere Tage lang ruhen lassen muss, damit die Seele entweichen kann. Ob es am dritten Tag nach der Vorbereitung zu einem richtigen Bestattung oder zu einer Verbrennung im Krematorium kommt, hängt davon ab, was der Verstorbene wollte – und ob er im Vorhinein Vorkehrungen dazu getroffen hat.

Abgehalten wird die Trauerfeier innerhalb einer Stadt in einer Trauerhalle, was auf Koreanisch Jangryesikjang 장례식장 genannt wird. Diese Räumlichkeiten befindet sich immer in der Nähe von einem Krankenhaus, da sie zu diesem gehört und wird auch ausschließlich für die Verabschiedung von Verstorbenen genutzt. Das 장례식장 ist ein mehrstöckiges Gebäude, das ähnlich wie ein Hotel aufgebaut ist und verschiedene Räume zur Verfügung stellt, in dem die Teilnehmenden an der Trauerfeier während dieser drei Tage übernachten. Es gibt hier auch die Möglichkeit, in einem im Gebäude befindlichen Restaurant zu essen oder bei einem zentralen Infopoint Trauerkleidung oder andere Notwendigkeiten zu organisieren bzw. auszuleihen.

Trauerkleidung ist schwarz oder weiß

Während nahezu der gesamte Rest der Welt schwarze Kleidung bei einem Begräbnis trägt, wählen Koreaner entweder schwarze oder auch weiße Kleidung. Besonders derjenige, der bei einem kurzen Marsch das Bild des Verstorbenen hält, trägt dazu weiße Handschuhe.

Mit der Zeit wurde allerdings die schwarze Kleidung auch in Korea immer gängiger. Tragen Personen einen Hanbok zum Trauern, wird meist ein schwarzer mit einem weißen Kragen gewählt. Trägt man schwarze Kleidung, muss man auch unbedingt darauf achten, die Socken ebenfalls schwarz auszuwählen.

Auf keinen Fall darf Rot bei einem Begräbnis getragen werden, da dies eine wichtige Farbe bei koreanischen Hochzeiten ist.

Das Geschenk an die Hinterbliebenen: Ein Kuvert mit Geld

Der Totenkult in Korea unterscheidet sich auch in dem Punkt von vielen anderen Ländern, in dem es um Geschenke für die Hinterbliebenen geht. Man wählt ein Kuvert, auf dem in Hanja Beileidsbekundungen abgedruckt sind und gibt Geld in diese. Durchschnittlich spendet man 50.000 , was ungefähr 40 € entspricht. Dieser Betrag hängt aber auch von dem Verhältnis ab, den man zu den Hinterbliebenen hegt. Wird man beispielsweise zum Begräbnis der Großmutter des besten Freundes eingeladen, fällt die Summe höher aus, da man mit dem Hinterbliebenen gut befreundet ist. Handelt es sich um das Begräbnis des Bruders von einem Arbeitskollegen, so ist diese durchschnittliche Summe ein guter Anhaltspunkt.

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Dieses Geschenk wird der hinterbliebenen Familie direkt bei der Ankunft übergeben. Grund dafür ist, dass dieses Geld dabei helfen soll, die Begräbniskosten und alle damit verbundenen Umstände zu decken.

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Totenkult in Korea: Das Begräbnis Schritt für Schritt erläutert

  1. Man kommt bei der Halle an, in der die Verabschiedung stattfindet und zieht die Schuhe aus.
  2. An einem Tisch in der Nähe des Eingangs befindet sich ein Gästebuch, in dem man sich einträgt. An dieser Stelle wird auch das Geldgeschenk überreicht.
  3. Anschließend wird ein separater Raum betreten, in welchem der Gedenkaltar für den Verstorbenen aufgebaut ist. Hier wird ihm für einen Moment Respekt gezollt.
  4. In einem angrenzenden Raum hält sich die hinterbliebene Familie auf.

Je nachdem, wie traditionell die Familie ist, befinden sich entweder alle Familiemitglieder oder nur die männlichen Nachkommen des Verstorbenen in diesem Nebenraum. Also beispielsweise dessen Sohn mit seinem Sohn und wiederum womöglich dessen Sohn.

Da es im Totenkult in Korea normal ist, die Seele des Verstorbenen nicht alleine gehen zu lassen, bleibt meist über die gesamten drei Tage hinweg ein Familienmitglied in diesem Raum, ohne ihn zu verlassen (außer für den Gang zur Toilette oder andere Dringlichkeiten).


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