Arbeitsleben

Südkorea führt nicht nur die gesamte Arbeitswelt mit der Anzahl seiner durchschnittlichen Arbeitswochen an, sondern es liegt auch noch mit der Zahl der Überstunden weit über den Vorstellungen der westlichen Welt. Das bedeutet, dass die Koreaner im Schnitt 2112 Stunden im Jahr arbeiten – so viel, wie kein anderes Land in der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit; kurz, der OECD. Im Vergleich dazu liegt die jährliche Arbeitszeit in Österreich etwa bloß bei 1587 Stunden.

Diese hohen Arbeitszeiten sind es allerdings, die als ein Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg Südkoreas nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gelten. Zudem gibt es in Korea zwar viele Feiertage, aber die Sache mit dem Urlaub wird dafür ganz anders geregelt; Wer in einer Arbeitswoche keinen Tag ausfällt, erhält dafür einen voll bezahlten Urlaubstag auf sein Urlaubskonto. Wer es schafft, ein ganzes Jahr nicht auszufallen, erhält stattdessen 15 bezahlte Urlaubstage und für alle 2 Jahre, die sich derjenige im Arbeitsverhältnis befindet, gibt es einen weiteren Urlaubstag für diese Liste hinzu. Bei 25 Tagen ist das mögliche Maximum erreicht. Einer von vielen Gründen, weshalb Koreaner selbst kränkelnd zur Arbeit schreiten.

Lehrer hingegen stehen trotz ihres oft eher minderen Lohns im Genuss, 3 bis 4 Monate lang bezahlten Urlaub zu erhalten. Besonders die Englischlehrer. Hier kommt es natürlich auch darauf an, wo man arbeitet und auf welcher Schule bzw. ebenso, welches Fach man unterrichtet. Ein Sprichwort in Korea besagt, dass Lehrer wie Götter zu behandeln sind; das wird hierdurch gut unter Beweis gestellt.

Die gängigsten Urlaubszeiten sind zwischen August und Januar. Wann der Urlaub abgehalten werden kann, gibt einem meist das Unternehmen vor – ein Absatz dazu kann zum Beispiel auch im Arbeitsvertrag vorhanden sein. Teilweise wird der Urlaub sogar dem Schulkalender angepasst, da Koreaner schließlich das Familienleben besonders ernst nehmen.

Bezüglich der Vertragsvarianten gibt es drei verschiedene; die Vollzeitarbeit und die Teilzeitarbeit, als natürlich auch der frei ausgeübte Beruf, in welchem man selbst für seine eigene Versicherung und die Versteuerung seiner Einnahmen verantwortlich ist. Man arbeitet, wie auch hierzulande als frei Angestellter, für Unternehmen, als wenn man dort direkt angestellt wäre, verleiht sich aber ähnlich wie bei einem Leasingverhältnis dorthin und kann dieses Verhältnis jederzeit und ohne Probleme beenden. Es sei denn, man übt freiberuflich etwa den Job eines Journalisten oder Fotografen aus und hält dadurch gewisse Termine nicht ein; was unweigerlich zu dementsprechend schlechter Publicity folgen würde.

Nicht selten geschieht es hier, dass der Arbeitstag so lange geht, bis der Chef das Büro verlässt – und wenn er noch Lust hat, das ganze Büro zum Essen einzuladen, wäre es nur unhöflich, das auszuschlagen. Durch die hierarchische Rangordnung entstehen oftmals auch durch solche Gegebenheiten erst die enormen Überstunden.

Was man in seinem Job verdient, ist natürlich auch in Korea stark davon abhängig, welchen man ausübt. Während man in einem herkömmlichen Schreibtischjob einen etwaigen Stundenlohn von gerade einmal 60 Cent (!!) zu erwarten hat, besteht für einen Englischlehrer (auch in Hagwons und als freiberuflicher Nachhilfelehrer) die Möglichkeit, zwischen 900 bis 1700 Euro im Monat zu verdienen – unabhängig davon, wie erfahren sie in dieser Sprache tatsächlich sind. Schulen zahlen oft noch einen Aufpreis, wenn der Lehrer auch wirklich qualifiziert in dieser Fremdsprache ist. Als Ingenieur und IT Spezialist schafft man es womöglich sogar, im Monat zwischen 2500 und 5000 Euro zu verdienen.

Genauere und vor allem aktuelle Zahlen zu finden, ist eine Aufgabe, der man selbst als Koreaner nicht wirklich gerecht werden kann. Selbst Kollektivverträge kann man nicht so einfach im Internet finden, wie hierzulande.

Ein Entgegenkommen gibt es zum Beispiel insofern, dass ein höhenverstellbarer Schreibtisch oft zur Grundausstattung eines großen Büros gehört. Doch schon zum Berufseinstand sollte der neue Kollege wissen, wie er seinen Arbeitsplatz vorzugsweise eingerichtet haben möchte. Im Anschluss zählt vor allem die Effizienz.

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Das Leben in Korea ist vergleichsweise günstig.

Nicht zuletzt das ist am Ende auch der Grund, weshalb es keinem Weltuntergang gleicht, wenn man keinen hochbezahlten Job hat. Koreaner neigen dazu, sich in kleine Einzimmerwohnungen zu verschachteln, wo sie alles das haben, was sie brauchen. Restaurants sind tatsächlich viel günstiger, als hierzulande, weshalb es keine Seltenheit ist, dass koreanische Singles eher essen gehen, als selbst etwas zu kochen. Alternativ wird auch viel Essen nach Hause bestellt.

Die Sache mit dem Mutterschaftsurlaub…

Obwohl es eher die Seltenheit ist, dass Frauen in Korea arbeiten gehen, anstatt beim Nachwuchs zu Hause zu bleiben, muss es natürlich auch hierfür ein geregeltes Gesetz geben. Zwar erhalten Mütter 90 Tage Mutterschaftsurlaub, von denen 60 davon bezahlt werden und die Väter 5 solcher bezahlten Tage, aber mehr Urlaub gibt es dafür nicht. 45 Tage davon können vor der Geburt genommen werden, die restlichen 45 davon danach.

Der Betrieb ist dazu verpflichtet, diverse Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, die es der Mutter ermöglichen, das Kind angenehmer die Brust zu geben, ihm die Windeln zu wechseln und dergleichen, wenn es mit zur Arbeit genommen wird, da sich nicht jeder eine Kindertagesstätte leisten kann. Schließlich will dem Sprössling später einmal eine großartige schulische Laufbahn ermöglicht werden.

Eltern, die Kinder unter 3 Jahren (nach koreanischer Altersrechnung!) haben, können nach einem dafür bestehenden Gesetz bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres für ein ganzes Jahr vollzeit oder auch teilzeit hierfür Urlaub nehmen. Inwieweit dieser dann bezahlt wird, bleibt allerdings fraglich und ist vermutlich mit dem Beschäftiger zu vereinbaren.

Frauen im Arbeitsleben spielen ohnehin eine ganz andere Rolle.

Zu sagen, dass die Frau in Korea nach konfuzianistischen Ansichten eher in die Küche gehört, wäre etwas grob, aber darauf läuft es im Grunde dann doch hinaus. Natürlich werden Koreaner von Jahr zu Jahr moderner, aber die Ansicht, dass ein Mann für seine Familie zu sorgen hat – und nicht etwa die Frau – ist tief in der koreanischen Kultur verwurzelt und hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass Frauen nichts in der Arbeitswelt zu suchen haben. Tatsächlich gibt es selbst in der Politik stets erfolgreiche Frauen – oder in Führungspositionen.

Dennoch ist es ein weithin verbreiteter Glaube, dass eine Familie einen dementsprechenden Wohlstand besitzt, sobald die Frau nicht arbeitet. Weiterführend ergibt sich aus dieser Ansicht natürlich auch das Vorurteil, dass arbeitende Frauen oft nach wie vor Single sind.


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